Lesben und Schwule im Alter und in Pflegesituationen

Gleichgeschlechtlich liebende Frauen und Männer wünschen sich ein breitgefächertes, bedürfnisorientiertes und vertrauenswürdiges Angebot der Altenhilfe und Altenpflege.

Studien zufolge sehen sie gleichwohl ihre Bedürfnisse und Lebensformen nicht von den herkömmlichen Pflegeinstitutionen berücksichtigt.
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Fragt man Leitungs- oder Pflegekräfte danach, ob sie bereits gleichgeschlechtlich liebende Menschen gepflegt haben, so ist vielerorts zu hören: „Die gibt es bei uns nicht! - Das war bisher kein Thema. - Da war einmal einer.“ oder „Was sollen wir denn tun?!“

Eines ist sicher: Es bedarf nicht in jeder Stadt ein separiertes Angebot; doch die ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen können sich bewußt den gleichgeschlechtlich liebenden Menschen gegenüber öffnen, um eine individuelle und bedürfnisorientierte Pflege und Betreuung zu gewährleisten.

Sicher hat sich unsere Gesellschaft in den letzten Jahrzehnten liberalisiert und gleichgeschlechtlich liebende Menschen haben sich für ihre Lebensgestaltung Freiheiten erkämpft. Jedoch zeigen Studien, Berichte und Erfahrungen auf, daß das Coming-Out nach wie vor ein sehr schwieriger Prozeß der Selbstfindung ist und altersunabhängig viele Ausgrenzungserfahrungen im Alltag gemacht werden. Die gleichgeschlechtliche Lebensform stellt in den Institutionen immer noch ein großes Tabuthema dar. Die heute über 65jährigen haben eine Zeit der massiven gesellschaftlichen, staatlichen und persönlichen Diskriminierungen erlebt. So verwundert es nicht, daß ältere, alte und hochbetagte Lesben und Schwule in der Öffentlichkeit und in den Institutionen der Altenhilfe zunächst nicht oder selten sichtbar sind. Es geht darum den gleichgeschlechtlich Liebenden in ihrer bisherigen Lebenswelt individuell wahrzunehmen und ihnen eine Pflege ohne tatsächliche Diskriminierung und/oder einer Angst vor Repressalien bereitstellen zu können. Sowohl auf Seiten der Institutionen als auch auf Seiten der pflegebedürftigen Lesben und Schwulen gibt es Hemmschwellen, offen aufeinander zuzugehen.

Im Sinne der Selbsthilfe haben sich in den letzten Jahren bundesweit vereinzelt Initiativen und Einrichtungen gegründet. Das Angebot in den meisten Großstädten umfaßt: offene Erzählcafés, SeniorInnengruppen, ehrenamtliche Besuchsdienste, Beratungsstellen, Pflegedienste, Betreutes Wohnen und eine stationäre Pflegeeinrichtung. Manche dieser Angebote sind integrativ bezgl. des Geschlechtes und/oder der sexuellen Identität, andere sind segretativ.

Die Managementebene ist für alle fachlichen Themen und konzeptionellen Umsetzungsaufgaben inklusive des Qualitätsmanagements verantwortlich. Der Umgang mit älteren gleichgeschlechtlich liebenden Pflegebedürftigen sollte offen gegenüber dem Pflegeteam und den BewohnerInnen angesprochen werden. Schließlich stellt der adäquate Umgang mit älteren Lesben und Schwulen ein Qualitätskriterium der Pflege und der Institution dar.

Kontaktieren Sie mich, wenn Sie mehr zu den Lebens- und Pflegesituationen der Älteren oder den Hemmschwellen der Institutionen wissen wollen. Gerne gebe ich Ihnen einen Überblick zu den bestehenden teils bundesweiten Angeboten und unterstütze Sie bei der konzeptionellen Handlungsmöglichkeit Ihrer Einrichtung. Für einen adäquaten Umgang mit älteren Lesben und Schwulen biete ich Ihnen die Beratung und Schulung Ihrer MitarbeiterInnen an. (->Leistungen)

Meine Erfahrungen in diesem Bereich:
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Seit 1997 bin ich im Bereich ältere gleichgeschlechtlich liebende Menschen tätig. 1998/99 gründete ich zusammen mit anderen PflegeexpertInnen den Verein AltenpfleGayheim e. V. in Frankfurt am Main. Bis 2001 arbeitete ich als Vorstandsmitglied an dem Ziel, eine stationäre Altenhilfeinstitution in Frankfurt zu etablieren.

1999 bis 2000 wirkte ich bei der Entwicklung spezifischer Inhaltsbereiche für das Altenpflegecurriculum im Hessischen Sozialministerium, Referat für die Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Lebensweisen, in Wiesbaden mit. Ich initiierte die studentische Arbeitsgruppe ‚Gay and Grey‘ zur Konzeptentwicklung von Unterrichtseinheiten für Altenpflegeschulen zum Thema „Homosexualität im Alter und in der Pflege“, welche später beim KDA veröffentlicht wurden (->Veröffentlichungen).

Im Jahre 2000 studierte ich kurzweilig die sogenannten „queer-studies“ an der New York University (NYU) in New York City/USA. Im gleichen Jahr arbeitete ich dort bei der weltweit ältesten Altenhilfe-Organisation für alte Lesben, Schwule, Bisexuelle und TransidentInnen (Senior Advocacy for Gay Elders, SAGE).

Seit 2003 berate ich den Berliner Verein Village e. V. bei Konzeptentwicklungen im Bereich der Pflege. Dieser Verein hat sich zum Ziel gesetzt, ein Wohnprojekt für ältere Lesben, Schwule und ihre FreundInnen umzusetzen. Gleichwohl initiierte der Verein den europaweit ersten Pflegewohnbereich zusammen mit dem Haus Asta Nielsen in Berlin-Pankow 2008. (->Links)
2005/06 war ich in der Kuratoriumsarbeit für die wissenschaftliche Studie ‚Lesbische Frauen im Alter‘ unter Prof. Dr. U. Schmauch, Fachhochschule Frankfurt/M. eingebunden.

Seit 2000 schule ich MitarbeiterInnen im adäquaten Umgang mit älteren gleichgeschlechtlich liebenden Menschen und berate soziale und Pflegeeinrichtungen hinsichtlich ihrer Handlungsmöglichkeiten für die Zielgruppe. Ich referiere an Alten- und Krankenpflegeschulen, Hochschulen, Fachkongressen und für Non-Profit-Organisationen zum Thema gleichgeschlechtlich liebende Menschen im Alter, in der Pflege und zu Gesundheitsthemen. (->Leistungen)